Staunen ist der Anfang!
Die kindliche Fähigkeit des Staunens aufzugreifen, zu erhalten und zu fördern, gehört zu den Zielen der Methode Philosophieren mit Kindern. Das Philosophieren mit Kindern schafft einen Raum für kritisches Nachdenken und Hinterfragen. Gerade in der heutigen digitalen Welt werden wir mit vermeintlichen Fakten überhäuft. Dies macht es umso notwendiger, sich mit sich und seiner eigenen Lebenswelt, aber auch mit den Fragen, die das Leben aufwirft, auseinanderzusetzen. Je früher Kindern Raum gegeben wird, in dem sie sich mit ihren Fragen beschäftigen können, umso besser.
Das Praxisprojekt Philosophieren mit Kindern, das von Dagmar Nieke, M. A. geleitet wird, bietet Studierenden des Studiengangs Kindheitspädagogik die Möglichkeit, in Form innovativer Projekte Kindern diesen Raum zu schaffen.
Bildnachweise: Philosophieren mit Kindern © Dagmar Nieke
Philosophieren mit Kindern im digitalen Wintersemester 2020/21
Im digitalen Wintersemester 2020/21 startete das Praxisprojekt „Philosophieren mit Kindern“. Die Corona-Pandemie stellte gerade die Bildungsinstitutionen vor besondere Herausforderungen. Die Bildungsrealität war praktisch über Nacht eine andere geworden. Schul- und Kitaschließungen waren die Folge. Unterricht konnte nur noch digital im Homeschooling stattfinden. Lehrmaterialien und Konzepte, die die notwendigen Bildungsbereiche abdecken konnten, gab es nicht in erforderlichen Umfang. Die Einschränkungen, die sich durch die Corona-Maßnahmen ergaben, trafen gerade die Kinder besonders hart.
Neben den coronabedingten Lernrückständen zeichneten sich schnell Beeinträchtigungen in der sozial-emotionalen Entwicklung ab. Mit dieser Ausgangslage starteten die Studierenden in das Praxisprojekt. Die Zielsetzung war es, ein Projekt zu entwickeln, das den Bildungsinstitutionen in digitaler Form zur Verfügung gestellt werden konnte.
Bildnachweise: © Dagmar Nieke
Das Philosophieren mit Kindern eignet sich in besonderer Weise, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sie lernen in einer sozialen Umgebung sich mit sich selbst und den Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Die kritische Auseinandersetzung mit der Welt hilft den Kindern, ihre Persönlichkeit zu entwickeln.
Die von den Studierenden gestalteten Projekte unterstützen pädagogische Fachkräfte in Kitas und Schulen bei der Umsetzung der Methode; die Entwicklung der Projekte erforderte eine enge Zusammenarbeit mit der Praxis. Über eine Kooperation mit der Rheinschule in Emmerich gelang es, die theoretischen Inhalte mit Erfahrungen aus dem Praxisfeld zu verbinden.
Die begleitenden Seminare waren so gestaltet, dass die Studierenden selbstreguliert die Inhalte der Methode des Philosophierens mit Kindern recherchierten und in einen weitgehend selbstgesteuerten Forschungsprozess eintauchten. Es entstandenen eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte, die hier vorgestellt werden sollen.
Philosophieren mit Kindern - Emotionen und Gefühle
Die Studierenden Marlene Rappen, Rabea Riesberg, Annika Uebel und Vivien Verhoeven gestalteten ein Padlet zum Thema „Gefühle und Emotionen“, das sie Lehrkräften an Grundschulen für das Philosophieren mit Kindern zur Verfügung stellen möchten.
Sie entwarfen insgesamt acht kleine Bücher mit Geschichten zu den Gefühlen Freude, Neid, Wut, Angst, Hoffnung, Freundschaft, Ekel und Kummer. Diese illustrierten sie mit eigenen Zeichnungen. In diesen Kurzgeschichten durchleben Tiere die verschiedenen Emotionen.
Die kleine Schnecke Fina erlebt beispielsweise Kummer und Wut. Bella Bär hingegen erlebt Neid und Hoffnung. Zu den weiteren Hauptfiguren gehören Sammy Schlange und der kleine Hase. Des Weiteren spielen auch Nebenfiguren wie die Eltern der Hauptpersonen und Freund*innen eine Rolle in den Geschichten. Dem farbigen Regenbogen wird eine besondere Bedeutung zugesprochen, da den einzelnen Farben je ein Gefühl zugeordnet ist.
Bildnachweise: © Dagmar Nieke
Neben den Kurzgeschichten, die den Kindern als Impulse zum Philosophieren dienen sollen, stellten die Studierenden eine Literaturliste zusammen, die den Lehrkräften weitere Anregungen zum Philosophieren mit Kindern liefern können. Für die Kinder gibt es darüber hinaus eine Bastelanleitung für eine Gefühlsampel. Eine in das Padlet eingebettete ausführliche Anwendungsanleitung rundet das Projekt ab, das in enger Zusammenarbeit mit der Rheinschule Emmerich entstanden ist.
Literaturliste zum Thema Philosophieren mit Kindern
Die Studierenden Elma Avdic, Michelle Dickerboom, Sarah M. Draaken, Amna Menkovic und Gabriela Martins-Zimmermann erstellten eine Literaturliste für Kinder im KiTa- und Grundschulalter. Diese Liste enthält Literatur zu fünf emotionalen Themen. Dabei geht es um Liebe, Tod, Trauer, Streit und Freundschaft. Die dort empfohlene Literatur liefert Impulse zum „Philosophieren mit Kindern“. Durch die sorgfältig ausgesuchten Bücher wird den pädagogischen Fachkräften in KiTas und Grundschulen die Literaturauswahl erleichtert. Damit es gleich mit dem Philosophieren losgehen kann, stellen die Studierenden den Institutionen auch eine gut gefüllte Bücherkiste zur Verfügung. Zum besseren Verständnis haben die Studierenden einen Podcast erstellt, der den pädagogischen Fachkräften als Handlungsanweisung dienen soll.
„Das eigene Philosophiebuch“ ist der Titel des Projektes, das die Studierenden Jelda Nawabi, Rabia Patir und Adelina Ibishi im Rahmen des Praxisprojektes entwarfen. Dass der Titel gleichzeitig die zentrale Grundidee ihrer Arbeit ist, stellen Sie in einer eigens hierfür erstellten PowerPointPräsention dar. Diese bietet neben den Grundregeln des Philosophierens mit Kindern auch umfangreiches theoretisches Wissen zur Grundhaltung beim Philosophieren, zu Möglichkeiten der Raumgestaltung und eine große Auswahl an philosophischen Themen. Gleichzeitig bieten die Studierenden auch zu einigen Themen ausgearbeitete Umsetzungsmöglichkeiten an, sodass die pädagogischen Lehrkräfte mit Themen wie „Mensch ist Mensch“ oder der „Streik der Farben“ recht schnell mit den Kindern aktiv werden können. Die Grundidee der Studierenden, nach dem Philosophieren in die Reflexion zu gehen und als individuelle Dokumentationsform für jedes Kind ein eigenes Philosophiebuch entstehen zu lassen, ist eine kreative Möglichkeit, die die intensive Auseinandersetzung der Kinder mit den verschiedenen Themen fördert.
Philosophieren mit Kindern - Impulse
Worüber kann man denn eigentlich philosophieren? Was könnten geeignete Impulse sein? Die Studierenden Tamara Balfanz, Tobias Giesen und Juliane Grünzel haben sich darüber viele Gedanken gemacht. Zusammengefasst haben sie die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema „Philosophieren mit Kindern“ auf einer Web-Site. Hier gibt es nicht nur eine Menge Impulse, die der Anfang für intensives Philosophieren mit Kindern sein können, sondern die Web-Site bietet auch theoretisches Wissen rund ums Philosophieren sowie eine Vielzahl praktischer Anwendungstipps.
Bildnachweise: © Dagmar Nieke
Kurz, aber präzise geben sie einen Überblick zum Thema Philosophieren mit Kindern. Hier gibt es alles, was pädagogische Fachkräfte für den ersten Einstieg ins Thema benötigen. Interessant sind aber nicht nur die vielen Anregungen, die zur Verfügung gestellten Arbeitsblätter. Besonders ist auch die Möglichkeit, mit den Studierenden in den Kontakt gehen zu können, falls sich später noch Fragen aufwerfen. Aber schauen sie selbst.